Vor Lebensfreude strotzende Musik
Mal schnell und laut, mal langsam und leise – unter dem Motto „Curry auf Oliven – Global Klezmer“ präsentierten die vier Musiker des Ensembles Noisten eine bunte musikalische Bandbreite.
© Scholle
Plettenberg – Es war ein Konzert, bei dem es die Zuhörer nur schwer auf den Sitzen hielt, weil die Rhythmen so eingängig waren, dass man aufstehen und dazu tanzen wollte. Das erlebten am Samstagabend die Besucher auf Einladung des Plettenberger Bachforums im gut besuchten Ratsaal. Unter dem Motto „Curry auf Oliven – Global Klezmer“ präsentierten die vier Musiker des Ensembles Noisten, wie vielfältig und wandlungsfähig die traditionelle jüdische Klezmer-Musik ist, indem sie diese mit anderen Musikstilen aus aller Welt kombinierten.
Mal schnell und laut, mal langsam und leise – erst zäh, dann leicht; ein immerwährendes auf und ab innerhalb eines einzigen Liedes, das die Zuhörer mitriss. Die Lieder des „Ensembles Noisten“ waren pulsierend und voller Lebensfreude, sie strotzen vor Wärme und ließen die Minusgrade draußen für einen Moment vergessen.
Bei dem Walzer „Shir“ bedurfte es gar nicht der Animation durch Reinald Noisten, sich einen lauen Sommerabend vorzustellen, mit dem Geliebten im Arm barfuß über eine Wiese tanzend – die Bilder entstanden von allein im Kopf. Wie auch beim Stück „Tacheles“, bei dem ein Schlagabtausch an Tönen den Zuhörern um die Ohren flog. Eine Diskussion, die aus dem Ruder gerät, abebbt, um dann noch einmal aufzuflammen. Die Bandbreite der Klezmer-Musik reiche laut Noisten von „überschwänglicher Lebensfreude bis tiefer Melancholie“, in jeden Fall sei sie „sehr emotional“.
Als Grundlage aller Lieder des Ensembles dienten mündlich überlieferte und Anfang des 20. Jahrhunderts schriftlich fixierte Melodien. Diese arrangierten die Musiker so, wie sie ihnen gefielen, gepaart mit karibischen, afrikanischen oder indischen Einflüssen, ganz im Stil der klassischen Klemzer-Musik, die im Laufe der Jahrhunderte auch immer wieder neue Formen angenommen hat. Heraus kamen individuelle Kompositionen. Bei „Scharfer Freylach“ handelte es sich um fröhliche Tanzmusik, bei „Blaue Hora“ hingegen um einen Schreittanz mit Blues-Elementen; „Skotshne“ betitelte wiederum einen Hüpftanz.
Die im Takt wippenden Füße und mitschwingenden Oberkörper nicht weniger Zuhörer legen die Vermutung nahe, dass so mancher gerne die Stühle beiseite geschoben und das Tanzbein geschwungen oder sich einfach im Kreis gedreht hätte. Auf so viel Einsatz musste zwar verzichtet werden, doch beim Stück „Gesiebte Oliven“ war das Publikum angehalten, im 7/8-Takt mitzuklatschen – gar nicht so leicht, wie sich schnell herausstellte. Mit umso größerer Begeisterung wurde das Trommelsolo von Shanmugalingam Devakuruparan aufgenommen, dessen Hände über die verschiedenen Trommeln flogen und der durch einen einzigen Fingerschlag einen unglaublichen Klang erzeugen konnte.
Die Schlaginstrumente weckten beim Publikum solche Neugier, dass einige sich in der Pause und nach Abschuss des Konzerts Tabla und Mirudangam, Hand- und Maultrommel genauer ansahen und erklären ließen. Viel zu schnell war das Konzert im Ratssaal vorbei, doch es herrschte die einhellige Meinung, ein ganz besonders schönes Kleinod musikalischen Könnens erlebt zu haben.