Klezmer trifft Derwisch trifft Orgel in der Konzertkirche Neubrandenburg

Für uns war dieses Konzert vom 28.4.19 wahrhaftig ein Highlight, der Konzertsaal außergewöhnlich, diese wunderbare Orgel zum gemeinsamen Musizieren ein Geschenk und die Begeisterung der fast 600 Zuhörer überwältigend.

Danke,
Euer Ensemble Noisten

Nachfolgend die Kritik von Mirko Hertrich, aus dem Nordkurier (Di., 30. April)

Das entrückte Lächeln
des Derwischs

Neubrandenburg. Angesichts der stehenden Ovationen konnte sich Bandleader und Klarinettist Rainald Noisten ein paar Tränen nicht verkneifen. Kaum waren die letzten Töne des außergewöhnlichen Musikprojekts verklungen, erhoben sich die Zuhörer in der nahezu ausverkauften Konzertkirche am Sonntagabend von ihren Plätzen und klatschten begeistert Beifall. Schließlich waren sie Augen- und Ohrenzeugen eines originellen Projekts geworden, das Musik und
Instrumente aus den drei großen Buchreligionen Judentum, Christentum sowie Islam miteinander verband.

Unter der Überschrift „Klezmer trifft Derwisch trifft Orgel“ stand der Abend, den sich auch Orgelstifter und Unternehmer Günther Weber nicht entgehen lassen wollte. Wie Rainald Noisten bei der Einführung zu dem Konzertabend anmerkte, haben die ersten Gespräche für das Projekt vor über zwei Jahren stattgefunden. „Wir haben für sie einen jüdisch-christlich-islamischen Trialog zusammengestellt.“

Mit musikalischem Leben erfüllten dieses Zusammenspiel das Klezmer-Quartett Ensemble Noisten zusammen mit dem Derwisch‑Tänzer Talip Elmasulu, dem Neyflötisten Murat Cakmaz und dem Kölner Organisten Robert Mäuser. Klezmer ist jüdische Tanzmusik osteuropäischer Herkunft „von überschwänglicher Lebensfreude bis tiefste Melancholie“, wie Noisten es beschrieb. Den christlichen Teil des Trialogs übernahm Organist Mäuser, der auf der 2017 eingeweihten Orgel in der Konzertkirche Werke von Johann Sebastian Bach spielte.

Muslimische geistliche Einflüsse steuerten Neyflötist Cakmaz und Derwisch‑Tänzer Talip Elmasulu bei mit meditativer Sufi-Musik und Drehtanz. Derwisch bezeichnet hierzulande einen Sufi, einen angehörigen einer muslimischen asketisch-religiösen Ordensgemeinschaft. „Geprägt ist der Sufismus von der Liebe zum Göttlichen, zum Menschen und zur Natur“, erläuterte Flötist Cakmaz dem Publikum. In rotem wehendem Gewand und mit einer hohen Filzmütze drehte sich der Derwisch mit entrücktem Lächeln meditativ nicht zur Sufi-Musik im Kreise, sondern auch zu Werken von Bach.

Besonders beeindruckt und mucksmäuschenstill war das Publikum, wenn Orgel, Klarinette, Neyflöte und dazu noch indische Tabla sowie andere Schlaginstrumente von Shan-Devakuruparan zusammen spielten.